Nürnberger Dialog zur Berufsbildung am 3. Juli 2012 zum Thema „Qualität und Qualitätssicherung in IHK-Prüfungen“
Bericht zum „Nürnberger Dialog zur Berufsbildung“ für die WIM
Zum Nürnberger Dialog zur Berufsbildung in der IHK-Akademie Mittelfranken konnte HGF Markus Lötzsch am 3. Juli 2012 Teilnehmer aus der gesamten Bundesrepublik begrüßen.
Über 140 hauptamtliche Mitarbeiter sowie ehrenamtliche Prüfer verschiedener IHKs und anderer zuständiger Stellen, Lehrer und Ausbilder, aber auch Wissenschaftler waren nach Nürnberg gekommen, um an der neuesten Auflage der gemeinsam von der Aufgabenstelle für kaufmännische Abschluss- und Zwischenprüfungen (AkA) und der IHK Nürnberg für Mittelfranken ausgerichteten Veranstaltungsreihe teilzunehmen.
Die Veranstaltung hatte diesmal „Qualität und Qualitätssicherung in IHK-Prüfungen“ zum Thema und bot hierzu hochinteressante Fachvorträge.
Im ersten Themenblock wurden die zentralen IHK-Prüfungen beleuchtet. Zunächst gab der renommierte Bildungsökonom Prof. Dr. Ludger Wößmann vom ifo Institut für Wirtschaftsforschung in München einen empirisch fundierten Überblick über die Kausalität von zentralen Schulabschlussprüfungen und einer positiven volkswirtschaftlichen Entwicklung und beleuchtete die nachweislichen Zusammenhänge zwischen Leistungssteigerung und zentralen (einheitlichen) Schulabschlussprüfungen. Aus seiner Sicht sei vor allem der Aspekt der Vergleichbarkeit in den Vordergrund zu stellen. Dieser spiele insbesondere bei der Allgemeinen Hochschulreife eine große Rolle, da die Durchschnittsnote bei mit Numerus Clausus belegten Studiengängen über die Zulassung zu einem Hochschulstudium entscheidet, formal also bundesweit denselben Stellenwert hat, allerdings keine objektiven Rückschlüsse auf die tatsächliche Leistungsfähigkeit der Absolventen zulässt, wenn diese aus unterschiedlichen Bundesländern kommen. Deswegen sei es längst an der Zeit, dem Beispiel der IHK-Abschlussprüfungen zu folgen und auch im Schulwesen in Deutschland extern evaluierte und somit bundeseinheitliche Schulabschlussprüfungen mit vergleichbaren Ergebnissen zu stellen.
Der Geschäftsführer der AkA, Herr Dr. Vogel, nahm diese Ausführungen auf und verwies auf die bundeseinheitlichen IHK-Prüfungen, die im kaufmännischen Bereich zum größten Teil von der AkA erstellt und von den IHKs in der ganzen Bundesrepublik eingesetzt werden. Er bot den Anwesenden in seinem Vortrag einen interessanten und nicht alltäglichen Einblick in den gesamten Workflow der AkA zur Bereitstellung von Prüfungsaufgaben für die schriftlichen Prüfungen und erläuterte die zahlreichen Qualitätssicherungsstufen.
Im zweiten Themenblock widmete sich die Veranstaltung den mündlichen und praktischen IHK-Prüfungen. Hier ging der Dozent und Trainer Dr. Jürgen Badura auf inhaltliche und formale Qualitätsanforderungen an mündliche Prüfungen ein und skizzierte Überlegungen zu deren Umsetzung. Er betonte insbesondere die Anforderungen an eine klare Fragestellung beziehungsweise an einen klaren Arbeitsauftrag und gab Hinweise, wie eine möglichst objektive Beurteilung der Prüflingsleistung vorgenommen werden kann.
Die Moderatorin und Trainerin Cornelia Spachtholz sensibilisierte die Zuhörer für interkulturelle Aspekte in Prüfungssituationen. Sie legte dar, welch unterschiedliche Ausprägungen verschiedene Kulturkreise zum Beispiel in Mimik und Gestik aufweisen und bat die Prüfer, den Migrationshintergrund ihrer Prüflinge bei den mündlichen und praktischen Prüfungen jeweils zu berücksichtigen.
Abgerundet wurde die interessante Veranstaltung durch zwei Praxisberichte aus den Lernorten Betrieb und Schule.
Sandra Wagner, Leiterin für Aus- und Weiterbildung bei der Saturn-Elektro-Handelsgesellschaft mbh München, referierte in ihrem Praxisbericht zur Qualität der IHK-Prüfungen aus der Sicht des Lernorts Betrieb anschaulich über die Arbeit mit jungen Menschen im Rahmen der betrieblichen Ausbildung. Den IHK-Prüfungen stellte sie ein gutes Zeugnis aus: Gerade einem überregional ausbildenden Unternehmen erleichtere die Bundeseinheitlichkeit die Vorbereitung auf die IHK-Prüfungen. Und schließlich ermöglichten deren Ergebnisse überregionale Vergleiche und eine zutreffende Einschätzung der Leistungsfähigkeit der Absolventen.
Horst Murr, Studiendirektor in der Berufsschule 3 in Nürnberg, ging in seinem Praxisbericht aus Sicht des Lernorts Schule vor allem auf die Gastronomie-Berufe ein. Auch er gab ein positives Feedback zu den schriftlichen IHK-Abschlussprüfungen sowie zur Wertschätzung des IHK-Zeugnisses durch die Absolventen. Mit Blick auf die Bewertung ungebundener Aufgaben stellte er die Notwendigkeit fachlich kompetenter Korrektoren, die die Prüflingsleistungen praxisgerecht beurteilen sollen, heraus.
Die wichtigsten Folien der Vorträge sind auf der Homepage der AkA unter http://www.ihk-aka.de/veranstaltungen/dialoge/03-07-2012/programm abrufbar.
An/Sky